Die Sage vom Perloger Kreuz

In einer kalten Herbstnacht ging der alte Nagelbauer von Ainet in leicht angeheitertem Zustand heimzu. Beim Perloger Eck bekam er plötzlich Lust zu raufen. Er wünschte sich, dass jemand des Weges käme, mit dem er gleich beginnen könnte. “Und wenn’s der Teufel wär”, sagte er vor sich hin.

Gleich darauf kam ihm ein schmächtiges Männlein, frisch und keck grüßend, entgegen. Der Nagelbauer vertrug die Anrede nicht und packte es mit seinen bärenstarken Armen. Bald aber merkte er, dass ihm nicht beizukommen war und dass er es mit dem leibhaftigen Teifel zu tun hatte. Als nun der Teufel immer mehr aufkam und das Bäuerlein merkte, dass beide durch die Balgerei immer näher dem Iselufer zurollten, bekam es plötzlich Angst, dass es der Teufel am Ende gar in die eiskalte Isel werfen könnte. In seiner Verzweiflung schrie es: “Wenn ich heut’ noch heil aus den Händen des Teufels komme, will ich gerne an dieser Stelle ein Kreuz errichten”.

Daraufhin verschwand der Höllenfürst mit großem Lärm und fürchterlichem Gestank. Seitdem steht an dieser Stelle ein Kreuz.

 

Die Sage vom “Bösen Weibele”

Einst lebte beim Tscharnig in Gaimberg ein altes, böses Weibele, dem der Ruf einer Hexe nachging. Als es starb, wollte man es nicht in geweihter Erde begraben. Einige Männer beschlossen, das Weiblein auf einen mit zwei Ochsen bespannten Wagen zu legen und es dort zu begraben, wo die Ochsen stehen bleiben.

Die Ochsen gingen zügig los, an Oberlienz vorbei, über die Glanzer Iselbrücke und über den Glanzer Berg hinauf. Ungefähr auf dem halben Weg zwischen der Talsohle und der Ortschaft Glanz mussten die Männer das erste Mal rasten, weil die Ochsen so schnell gingen. Seitdem heißt die Stelle der “Tscharnigbichl”. Etwa eine halbe Gehstunde oberhalb der letzten Bauernhäuser mussten die Männer wegen großer Müdigkeit wieder rasten. Diese Stelle heißt seither “Rastköfele”. Die Ochsen aber zogen den Wagen ohne anzustehen bis auf die Bergspitze, dort erst hielten sie an. An dieser Stelle begruben die Männer die Hexe. Der Berg heißt seither “Böses Weibele”.

 

Die Perloger Hexe

Emerenzia Pichlerin, “Perloger Hexe” genannt, wurde 1633 als eheliches Kind in St. Veit im Defereggen geboren. Ihr Vater zog als Soldat in den 30jährigen Krieg und kam dort um. Die Witwe Pichlerin und ihre Tochter Emerenzia fanden Aufnahme im Pfarrwidum St. Jakob i.D., später in St. Veit und Leisach, wo Emerenzia die Wirtschaft mitversorgte. Dies trug ihr den damals häufigen Namen “die Pfaffin” ein.

Emerenzia heiratete Christian Graf, der sie aber bald verließ. Sie verdingte sich als Dirn in der Stadt und Umgebung von Lienz. Ca. 1657 kam ihr Sohn Christian auf die Welt, jetzt als Mutter mit Kind, verlor sie ihren Dienst und führte daraufhin ein unstetes Leben mit Veit Kramer. Dieser war einst ein angesehener Bauer und Gerichtsgeschworener, der aber abgehaust hatte.

Die Alpenländer, vom Krieg verschont geblieben, wurden von vielen heimatlosen Menschen heimgesucht. In diesem Kreis, stehlend und bettelnd, waren Emerenzia und Veit Kramer mit ihren 8 Kindern zu finden.

Im Sommer gab es hie und da Arbeit bei Mahd und Schnitt, sonst führten sie mit einigem Geschick und viel abergläubischen Formeln- an Vieh und Leuten ihre Kräuterkuren aus.

In einem Salzburger Monsterprozess gegen den “Zauberjakl” wurden von diesem unter Folterqualen etwa 180 Namen von “Blutsgenossenschaftsmitgliedern” erpresst, darunter war auch Emerenzia mit ihrem Anhang.

Sie befand sich zu dieser Zeit, es war Winter, beim Perloger ob Lesendorf in einem Zuhäusl. Veit Kramer war kurz davor gestorben.

Die 70jährige Großmutter und die 14, 13, 10 und 7jährigen Kinder kamen ins Gefängnis, wo der taubstumme Sebastian und die Großmutter starben.

Emerenzia gestand unter schrecklichen Folterqualen Schandtaten für die in den Prozessakten kein Beweis zu finden ist. Obwohl der Lienzer Dekan Dinzl  Emerenzia in Schutz nahm und seine Mitwirkung im Prozess ablehnte, wurde Emerenzia Pichlerin am 25.9.1680 als Hexe erdrosselt und verbrannt.

Der nun 15jährige Michael und die 13jähre Anna starben unterm Beil, wobei die Jüngste, s’Mariele, zusehen musste, bevor sie nach Rutenstreichen in Zwangserziehung kam.

 

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